Ernten und Sterben by Peter M. Hetzel
Autor:Peter M. Hetzel [Hetzel, Peter M.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-05-31T22:00:00+00:00
zehn
Bürgermeister Focken saß allein in der Küche. Vor ihm stand die halb leere Schüssel mit dem Heringssalat, ein Bastkörbchen mit Laugenbrötchen, die Butter und drei leere Flaschen Bier, der Rest des Katerfrühstücks lag in seinem Bosch-Kühlschrank aus den fünfziger Jahren. Er hatte einmal bei Axel Hacke gelesen, dass man sich gut mit einem Kühlschrank unterhalten könnte. Also sprach er mit Bosch, wenn er Rat brauchte. Seine Frau hatte ihn deshalb schon für verrückt erklärt, oder sie war nur neidisch, dass Focken sich mehr um den Kühlschrank kümmerte als um sie.
»Ich hab ein Problem«, sagte der Bürgermeister.
»…«, antwortete Bosch.
»Ich hab mehr als ein Problem!«
»…«
»Ich bin erpressbar geworden, weil es diese Fotos gibt.«
»…«
»Außerdem muss ich diesen Killer finden und aus dem Weg räumen. Sonst kehrt hier keine Ruhe ein.«
»…«
»Gib mal ein Bier rüber!«
»…«
»Du meine Güte, alles muss man selber machen.« Focken erhob sich schwerfällig und schlurfte zum Kühlschrank, klemmte sich drei Flaschen in die rechte Pranke und legte sich im Wohnzimmer aufs Sofa. Er schlief sofort ein.
Clementine hatte beim Kochen ihre innere Ruhe wiedergefunden. »Also, ich bin ja Suppenfan. Die Erbsensuppe war ein Gedicht«, sagte Hubertus.
»Haben Sie, äh, hast du das Kaninchen selbst geschossen? Auf jeden Fall wurde es nicht mit Schrot erlegt. Das mag ich nicht, wenn man auf der Munition rumkaut. War wirklich lecker«, sagte Egon-Erwin.
»Und diese Quarkspeise mit dem Dingens war ein Gedicht.« Hubertus wollte noch den Löffel ablecken, den Clementine ihm aber aus der Hand riss.
»Das war eine geeiste Quarkmousse mit Fruchtspiegel, Sie äh, du Banause«, sagte sie.
»Könnten wir uns jetzt bitte einmal alle das legere Du angewöhnen«, sagte Albertine. »Das gilt auch für Clementine und meine Wenigkeit.«
»Oh, Euer Hochwohlgeboren hat die Basisdemokratie für sich entdeckt.« Hubertus sah das Bierglas noch rechtzeitig auf sich zufliegen und duckte sich. Dann klirrte es heftig.
»Wenn ich Spaß haben will, geh ich in den Keller zum Lachen. Mir ist nicht mehr zum Scherzen zumute. Nein, nicht nach diesem Tag. Ich brauche jetzt etwas Normalität. Ich brauche Patienten mit heilbaren Krankheiten und keinen durchgeknallten Psycho. Ich möchte meinen Garten in Ordnung bringen, ohne auf Menschenreste zu stoßen. Ich will nicht mehr mit der Polizei reden. Ich hab die hochwohlgeborene Nase einfach voll. Ich geh jetzt raus, setze mich allein in die Sonne, und wenn ich zurückkomme, will ich außer Clementine niemanden mehr hier sehen. Mein Haus ist WG-untauglich. Kocht doch selbst, geht Bier einkaufen und schnorrt mich nicht mehr an.« Damit rauschte Albertine wie in den besten Zeiten auf die Veranda.
Am Morgen des folgenden Tages war Albertine früh auf den Beinen. Clementine kannte die Gewohnheiten ihrer Arbeitgeberin nach all den Jahren ganz genau und trug das Frühstück nach draußen. Dort wurde es im Stehen zu sich genommen, dann ging es los.
Albertine sah Gartenarbeit nicht als lästige Pflicht, sondern als eine Art Meditation. »Sieht der Gemüsegarten nicht grauenhaft aus? Wie nach dem Einmarsch der Roten Armee. Diese Polizisten haben kein Feingefühl, dafür aber klobige Schuhe. Wie soll hier noch irgendwas wachsen, Clementine?«
»Ich finde, wir sieben erst einmal den Kompost.« Clementine deutete zum Komposthaufen in der Ecke, auf dem sich ein Rabe niedergelassen hatte.
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